Frühgeborene und übertragene Neugeborene

Frühgeborene und übertragene Neugeborene
Frühgeborene und übertragene Neugeborene
 
Als Frühgeborene werden Babys bezeichnet, die vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt kommen. Frühgeborene können heute unter Umständen schon ab einem Geburtsgewicht von 500 g (ca. 24. Schwangerschaftswoche) überleben, bei vielen dieser extrem leichtgewichtigen Babys kommt es jedoch zu schwerwiegenden bleibenden körperlichen Schäden, da die Organfunktionen noch nicht ausgereift sind. Frühgeborene bedürfen - je nach Tragzeit und Gewicht - einer besonders intensiven medizinischen Behandlung.
 
 Störungen und Behandlung Frühgeborener
 
Nicht alle Frühgeborenen müssen intensivmedizinisch betreut werden. Bei einem Geburtsgewicht von 2 000-2 500 g können viele Frühgeborene bereits von ihrer Mutter versorgt werden. Auch bei Frühgeborenen zwischen 1 500 und 2 000 g ist dies manchmal möglich, je nachdem ob die Organe des Frühgeborenen schon »reif« für die Geburt waren - meist ist dies ab der 34.-35. Schwangerschaftswoche der Fall. Frühgeborene, die vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, haben erheblich größere Anpassungsprobleme. Ausgelöst werden kann eine Frühgeburt durch Komplikationen während der Schwangerschaft, durch Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum oder die Einnahme von Drogen und durch Infektionen des Fetus während der Schwangerschaft. Auch bei sehr jungen Schwangeren (unter 16 Jahre) und bei Schwangeren über 35 Jahre ist das Risiko für eine Frühgeburt größer. Zu den Störungen, die bei Frühgeborenen auftreten, gehören Atemstörungen, denn das Atemzentrum im Gehirn ist noch unreif und auch der Surfactant, der die Lungenbläschen vorm Zusammenfallen schützt, fehlt bei den meisten vor der 30. Schwangerschaftswoche geborenen Kindern, auch später Geborene können jedoch noch an einem Mangel an Surfactant leiden. Atemstörungen führen manchmal zu einem Sauerstoffmangel des Gehirns, sodass es zu Hirnschäden kommen kann. Genauso können Hirnblutungen bei unreifen Frühgeborenen auftreten. Auch der fetale Kreislauf mit seinen beiden Kurzschlüssen (Foramen ovale und Ductus arteriosus Botalli) stellt sich oft noch nicht vollständig um, sodass es zu Kreislaufstörungen, zu Herzschwäche und zu einer Anstauung des Bluts in der Lunge (Lungenstauung) kommen kann. Frühgeborene, die weniger als 2 000 g wiegen, werden meistens in die Intensivstation einer Kinderklinik gebracht. Untergebracht werden sie in einem Brutkasten (Inkubator), in dem gleich bleibend warme Temperaturen und eine konstante Sauerstoffzufuhr herrschen. Außerdem ist das Frühgeborene an Geräte angeschlossen, die seine Lebensfunktionen überwachen. Manchmal müssen Frühgeborene künstlich beatmet werden, viele müssen auch künstlich ernährt werden (z. B. über eine Magensonde), da sie noch nicht schlucken können. Frühgeborene können bereits Muttermilch erhalten, allerdings muss diese bei Babys mit einem Gewicht von weniger als 1 500 g mit Nährstoffen angereichert werden.
 
Bewährt hat sich zudem die Känguru-Methode, bei der das Frühgeborene warm eingehüllt der Mutter auf den nackten Bauch gelegt oder von ihr vor dem Bauch getragen wird. Die körperliche Nähe der Mutter scheint die Entwicklung des Frühgeborenen zu fördern. Die meisten Frühgeborenen sind zudem ruhiger und es kommt weniger häufig zu Komplikationen, wenn sie körperlichen Kontakt mit ihren Eltern haben. Schon sehr kleine Frühgeborene (auch solche, die künstlich beatmet werden) können aus dem Brutkasten genommen und den Eltern anvertraut werden. Wird die Känguru-Methode angewandt, werden die Babys ständig maschinell überwacht. Leider behalten trotz aller Fortschritte der Medizin vor allem Frühgeborene mit sehr geringem Geburtsgewicht Spätschäden zurück: Insbesondere Gehirnschäden führen zu geistiger oder körperlicher Behinderung. Auch die Netzhaut des Frühgeborenen kann durch eine erhöhte Sauerstoffzufuhr während der Behandlung unter Umständen so stark geschädigt werden, dass das Kind erblindet (Frühgeborenenretinopathie). Auch die Sterblichkeitsrate ist unter Frühgeborenen erhöht. Dabei gilt: Je weniger die Babys bei der Geburt wiegen, desto geringer sind die Überlebenschancen. Allerdings gelingt es den Medizinern heute bereits, 50 % aller Frühgeborenen mit einem Gewicht zwischen 600 und 750 g am Leben zu erhalten.
 
 Übertragene Neugeborene
 
Ist ein Kind nach der 42. Schwangerschaftswoche immer noch nicht auf der Welt, wird in der Regel die Geburt eingeleitet, da die das Kind versorgende Plazenta ein Organ mit einer begrenzten Lebensdauer ist und nach der 42. Schwangerschaftswoche eine ausreichende Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen nicht mehr gewährleistet ist. Aufgrund dessen kann es auch bei übertragenen Neugeborenen zu Kreislaufschwierigkeiten sowie Atemstörungen kommen. Infektionen treten bei ihnen ebenfalls häufiger auf.
 
Siehe dazu auch: Embryo und Fetus: Entwicklung und EntwicklungsstörungenNeugeborenes: Erste Untersuchungen und körperliche Anpassungen

Universal-Lexikon. 2012.

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